Kann Biolandbau die Welt ernähren?


 

Eine grundsätzliche Wende vom industriell-technokratischen zu einem ökologisch-ganzheitlichen und damit ethisch richtigen Handeln muss so schnell wie möglich ein gesamt-gesellschaftliches Anliegen werden. Dabei nimmt die Landwirtschaft eine Vorreiterrolle ein, da die Art und Weise, wie die Lebensmittel erzeugt werden, über die Ernährung alle Bürger eines Landes direkt betrifft. So gesehen ist der  biologische Landbau keine Marktnische für Sonderlinge (fortschrittsfeindliche Bauern und schrullige Konsumenten), sondern die einzig  verantwortbare Form der Landbewirtschaftung gegenüber unseren Kindern. Es ist auch kein Rückfall ins Mittelalter mit Hungersnöten und Seuchen, sondern schlichtweg das Überlebensprogramm für die wachsende Menschheit auf einem flächenmäßig  schrumpfenden Planeten.

Unverzichtbare Voraussetzung für menschliches Leben sind grüne Pflanzen und die natürliche Bodenfruchtbarkeit. Schon in der Antike wussten die Griechen, dass Erde, Wasser, Luft und Feuer (Sonne) die vier Elemente des Lebens sind. Zur Verwertung der Grünlanderträge und rohfaserreichen Nebenprodukte des Ackerlandes ist der Wiederkäuermagen als „fünftes Element“ ebenfalls unverzichtbar. Denn von der gesamten Landoberfläche der Erde sind zwei Drittel Wald und Ödland, nur ein Drittel wird landwirtschaftlich genutzt. Davon sind wieder zwei Drittel Grasland und nur eines Ackerland. Aus ökologischer Sicht sind daher die Wiederkäuer besonders hervorzuheben, weil sie die  Gräser, Leguminosen und Kräuter durch das hochspezialisierte Vormagensystems mittels Kleinstlebewesen nutzen können. Das ist besonders in Energiemangelzeiten beziehungsweise bei Getreideknappheit wichtig, weil sie damit keine direkten Nahrungskonkurrenten des Menschen sind!

Um die stetig wachsende Bevölkerung ernähren zu können, müssten wir weniger Getreide an Tiere verfüttern, da von diesen Flächen auch Menschen direkt ernährt werden könnten. Wir müssten ca. die Hälfte bis zwei Drittel weniger Fleisch(aus Massentierhaltung) essen. Ein totaler Verzicht auf tierische Produkte wäre allerdings keine gute Idee, da Bio-Vegan die Weltbevölkerung nicht mehr ernährt werden kann bzw. industrielle Erzeugung Pflanzlicher Produkte mehr Umweltschäden  (Klimaschäden durch Abholzung des Regenwaldes für Palmöl, Soja,...; Tiere verlieren ihren Lebensraum,..) verursacht, als mit hohem Grasanteil gefütterte Wiederkäuer (Kuh, Schaf, Ziege,..). Milch und Fleisch von Weidetieren und nicht aus Massentierhaltung, muss die Lösung sein.

Mittelfristig muss das Einkommen der ökologisch wirtschaftenden Bauern über entsprechende Lebensmittelpreise gesichert werden. Als Gegenleistung erhält der Konsument gesundheitsfördernde, gentechnikfreie Lebensmittel, trinkbares Grundwasser, fruchtbare Böden, artgerecht gehaltene Nutztiere und eine gepflegte, lebenswerte Kulturlandschaft, auch in den kommenden Mangelzeiten.

Die Frage ob der Biolandbau die Welt ernähren kann stellt sich nicht, Biolandbau MUSS die Welt ernähren !

 

Univ. Prof .i.R. DI Dr. Alfred Haiger